Während das Produktdesign im Bereich der Business-to-Consumer (B2C) Anwendungen, wie beispielsweise bei Plattformen wie Uber oder Amazon, eine hohe öffentliche Wahrnehmung genießt, erfährt das Design von Business-to-Business (B2B) Produkten oft deutlich geringere Beachtung. Diese Diskrepanz ist überraschend, da B2B-Produkte, insbesondere Software-Lösungen und digitale Werkzeuge für Unternehmen, eine fundamentale Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg von Organisationen spielen. Eine optimierte Benutzererfahrung (UX) in B2B-Anwendungen kann die betriebliche Effizienz erheblich steigern und somit einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung unternehmerischer Ziele leisten.

Was sind B2B-Produkte?

B2B-Produkte umfassen Anwendungen und Tools, die speziell darauf zugeschnitten sind, Unternehmen bei der Verwaltung ihrer Interaktionen mit anderen Unternehmen zu unterstützen. Diese reichen von Lösungen für das Lieferkettenmanagement bis hin zu Kundenmanagement-Software (CRM) und weiteren branchenspezifischen Anwendungen.

Lösungsansätze für effektives B2B-Produktdesign

B2B-Umgebungen zeichnen sich durch ihre hohe Komplexität aus. Die Gestaltung von Produkten in diesem Bereich stellt eine besondere Herausforderung dar, insbesondere wenn der Zugang zu Nutzern oder direkten Nutzerforschungsdaten eingeschränkt ist. Dennoch ist es möglich, fundierte Designentscheidungen zu treffen, indem man alternative Methoden nutzt.

 

Im Folgenden werden einige bewährte Ansätze vorgestellt, die dabei helfen, erfolgreiche B2B-Produkte zu entwickeln.

1. Nutzung und Erweiterung des internen Wissens

Ein zentraler Aspekt für die Entwicklung erfolgreicher B2B-Podukte ist die Nutzung und Erweiterung des internen Wissens. Hierbei spielen verschiedene Teams eine entscheidende Rolle. Das Vertriebs- und Kundensupport-Team steht in direktem Kontakt mit den Nutzern und sammelt wertvolle Rückmeldungen. Das Produktteam, bestehend aus Produktmanager, Designer und Software-Entwickler, bringt unterschiedliche Expertisen ein, um sicherzustellen, dass das Produkt sowohl den Nutzerbedürfnissen entspricht als auch technisch realisierbar ist. Das Business-Analyse-Team definiert die Geschäftsziele und stellt sicher, dass das Produkt den Anforderungen des Marktes und des Unternehmens gerecht wird.

 

Durch die Zusammenführung dieser Perspektiven in Workshops oder interdisziplinären Schulungen kann ein gemeinsames Verständnis gefördert werden. Diese internen Teams können auch als Proxy-Nutzer dienen, um wichtige Einblicke in das Produkt zu gewinnen – beispielsweise durch Usability-Tests oder Rollenspiele.

2. Analyse von Wettbewerbern und Branchenführern

Da der Zugang zu direkten Nutzerdaten im B2B-Bereich oft eingeschränkt ist, bietet sich die Analyse von Wettbewerbern und Branchenführern an. Die Untersuchung von Produkten und UX-Mustern von Unternehmen wie Salesforce, SAP oder Asana kann wertvolle Anregungen und Best Practices liefern. Auch Nutzerbewertungen auf Plattformen wie G2, Capterra oder Trustpilot geben Aufschluss über Stärken und Schwächen ähnlicher Produkte und bieten so wertvolle Insights für das eigene Design.

3. Die Rolle der Intuition in Designprozessen

Neben der Datenanalyse spielt auch die Intuition eine wichtige Rolle. Das Bauchgefühl, basierend auf Erfahrung, sekundärer Forschung und vorherigen Projekten, kann als ergänzendes Instrument für Entscheidungen dienen. Es ist jedoch entscheidend, diese Intuition bewusst einzusetzen und durch Tests und Feedback von Proxy-Nutzern oder internen Teams zu validieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

4. Strategische Priorisierung in der Produktentdeckung

Eine strategische Priorisierung in der Produktentdeckung ist entscheidend für den Erfolg. Die genaue Definition des Produkttyps – sei es ein CRM-, ERP- oder SCM-System – ist der erste Schritt. Weitere Faktoren wie Langlebigkeit, Skalierbarkeit und Integration in bestehende Systeme sollten frühzeitig berücksichtigt werden, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten.

5. Usability-Tests und heuristische Evaluierung

Da im B2B-Bereich der direkte Benutzerzugriff für Usability-Tests häufig eingeschränkt ist, kann eine heuristische Evaluierung durchgeführt werden. UX-Profis im Produktteam analysieren die Benutzerfreundlichkeit des Produkts anhand bewährter Prinzipien wie den Nielsen-Heuristiken. Ergänzend können Plattformen wie UserTesting oder UsabilityHub genutzt werden, um Feedback von professionellen Testern zu erhalten. Auch klickbare Prototypen und Remote-Feedback von Partnern oder Beta-Nutzern bieten wertvolle Einsichten und helfen, das Produkt iterativ zu verbessern.

6. Förderung des organisationalen Lernens

Die Förderung organisationalen Lernens ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Die Teilnahme an Webinaren und Konferenzen, der Austausch mit anderen B2B-Experten und die Verfolgung branchenspezifischer Blogs und Berichte tragen dazu bei, das Wissen über aktuelle Trends und Herausforderungen zu erweitern. Insbesondere im B2B-Bereich, wo Tabellen und Datenvisualisierung eine große Rolle spielen, ist es wichtig, sich mit den neuesten Technologien wie AG Grid, SAP Fiori in diesem Bereich auseinanderzusetzen, um stets wettbewerbsfähig zu bleiben.

7. Langfristige Kundenbeziehungen aufbauen

Für Beratungsunternehmen wie PROCON IT ist es entscheidend, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen und Vertrauen zu schaffen. Zudem ist es wichtig, dem technologischen Fortschritt immer einen Schritt voraus zu sein und neue Trends wie künstliche Intelligenz, Automatisierung und Hyper-Personalisierung im Blick zu behalten.

Diese beschriebenen Ansätze sind sowohl für Produktteams als auch für Beratungsunternehmen entscheidend, um erfolgreich B2B-Produkte zu entwickeln. Sie helfen dabei, die Bedürfnisse der Kunden besser zu verstehen und Lösungen zu schaffen, die echten Mehrwert bieten.

Fazit: Erfolgreiche B2B-Produkte entwickeln

Die Entwicklung erfolgreicher B2B-Produkte erfordert ein tiefgehendes Verständnis der spezifischen Herausforderungen und die Anwendung effektiver Lösungsansätze. Durch die Kombination von internem Wissen, Wettbewerbsanalyse, datengetriebenen Entscheidungen und kontinuierlichem Lernen können Unternehmen B2B-Produkte entwickeln, die einen signifikanten Mehrwert bieten und ihre Kunden nachhaltig unterstützen.

Geschrieben von

Danh Nguyen
Consultant

​Danh Nguyen ist Consultant bei PROCON IT und verbindet als UX Designer psychologische Erkenntnisse mit kreativem Denken sowie agilen Methoden, um intuitive und nutzerfreundliche Lösungen zu entwickeln. Seine Leidenschaft gilt dem menschenzentrierten Design und innovativen Technologien. In diesem Blog teilt er sein Wissen über UX, Design-Trends und smarte Lösungen für eine bessere User Experience.

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